Montag, 24. Juni 2013

Urlaub mit einem Klassiker: Pierre Bost, Ein Sonntag auf dem Lande. Aus dem Französischen von Rainer Moritz

Ein herrlich ironischer und sehr feinsinniger kleiner Roman aus dem wunderbaren Verlag Dörlemann. Ihn in diesem dunkelgrünen Leineneinband in den Händen zu halten, ist bereits ein Hochgenuss.
Im französischen Original hat Bost den Roman 1945 geschrieben, Rainer Moritz hat ihn für uns heutige Leser neu übersetzt.

Wir lernen Monsieur Ladmiral kennen, dessen Tage von einer ermüdenden Gleichförmigkeit gezeichnet sind.
Auch macht ihm das Alter mehr und mehr zu schaffen. Oft genug klagt er darüber "in provozierendem Ton, der nach Widerspruch zu verlangen schien". Antwortet sein Gegenüber dann höflich, "wie man es zu tun pflegt", dass er doch putzmunter wirke, sich das nur einrede, dann ärgert sich Monsieur Ladmiral und führt sogleich Beweise ins Feld über seine Gebrechlichkeit e.t.c. Weil er normale Konversation hasst, sich aber in Streitgesprächen endlos ergehen kann.

Regelmäßig an den Wochenenden nun bekommt Monsieur Ladmiral Besuch von seinem Sohn und dessen Familie. Es geht recht turbulent zu, doch man gewinnt mehr und mehr den Eindruck, dass dies den armen Monsieur Ladmiral übermäßig strapaziert.
Bis plötzlich und sehr überraschend ein ganz seltener Gast auftaucht: die wilde übermütige Tochter Irène.
Die Familie steht Irènes Temperament hilflos gegenüber.
Nicht so die zwei Neffen (die ihre rauchende Tante endlos anhimmeln) sowie Monsieur Ladmiral, der seine Tochter abgöttisch liebt....

Urlaub mit Liebe und Verrat: Joyce Maynard, Der Duft des Sommers. Aus dem Amerikanischen von Sibylle Schmidt

Irgendwo in den USA, in einer ganz normalen Vorstadtsiedlung, lebt der 13-jährige Henry mit seiner Mommy und dem Hamster Joe.
An einem superheißen Tag, es ist Laborday, treffen Adele und Henry auf einen geheimnisvollen Mann, der die beiden bittet, ihn in ihrem Auto mitzunehmen. Er ist verletzt.
Und - er ist ein entflohener Sträfling. Als Henry und Adele das erfahren, ist es bereits zu spät, denn alle drei mögen sich irgendwie. Und Frank sieht weit weniger gefährlich aus, als dies in den Medien verbreitet wird.
Außerdem kann er den besten Peach Pie backen!

Doch das entspannte Zusammenleben droht zu kippen, als die Polizei 10.000 $ für Hinweise zu Franks Aufenthalt bietet.
Der Roman gewinnt so sehr an Spannung, dass man ihn eigentlich nicht mehr aus der Hand legen kann.
Das liegt aber auch daran, dass Joyce Maynard einfach wundervoll und sehr atmosphärisch erzählt.
Die Figuren wachsen einem sehr schnell ans Herz und bleiben für lange Zeit unvergessen.

Samstag, 22. Juni 2013

Urlaub mit Spannung und Abenteuer: Derek B. Miller, Ein seltsamer Ort zum Sterben. Aus dem Norwegischen von Olaf Roth

Sheldon Horowitz ist 82 Jahre alt.
In seinem Auftreten, seiner Art zu Reden und zu Denken hat er Ähnlichkeit mit Clint Eastwood als Koreakriegsveteran Walt Kowalski in "Gran Torino". Gleichzeitig erinnert Sheldon auch irgendwie an einen britischen Earl.

Sheldon verlässt nach langem Zögern die USA, um den Rest seines Lebens bei seiner Enkelin Rhea in Oslo zu verbringen. Seine Frau Siri ist tot, der alte Mann verbittert und einsam.
Vieles in seinem Leben, was er bereut.

Dort in Oslo gerät er ziemlich schnell in einen Strudel von Ereignissen, welche sein Leben drastisch verändern werden.
Eine Frau und ihr etwa siebenjähriger Sohn aus dem Balkan suchen Schutz vor einem brutalen Verfolger in seiner Wohnung. Das Drama nimmt sein Lauf, denn Sheldon gelingt es lediglich, den kleinen Jungen zu retten.
Beide verlassen die Stadt, den Oslofjord hinauf. Ein seltsames Paar, diese Zwei - aber absolut liebenswert.

Ein hochspannender, zeitkritischer Roman voller Weisheit und lakonischem Witz.

Ganz großartig auch als Hörbuch vom Verlag Random House mit dem Sprecher Peter Matic!!!!

Donnerstag, 20. Juni 2013

Sommer - Sonne - Meer und.......Lesen!!!

Zum Wochenende gibt es Tipps für die Ferien. Sicher fragt Ihr Euch...welches Buch nehme ich mit??? Was wollte ich schon immer lesen oder was sollte ich unbedingt lesen??? Darüber habe ich mir ein paar Gedanken gemacht.
Demnächst deshalb:

Welches Buch passt noch in meinen Koffer?

Freitag, 14. Juni 2013

Eugen Ruge, Cabo de Gata


 
Ich stelle mir vor, ich habe "In Zeiten des abnehmenden Lichts" nicht gelesen, beginne also ohne jegliche Erwartung mit der Novelle "Capo de Gata".
Was ich dann entdecke, ist eine melancholisch erzählte kleine Geschichte über das, was passiert, wenn wir uns vom Zufall treiben lassen.

Ein etwa 40-jähriger Mann lässt alles hinter sich, um Berlin für einige Monate zu verlassen. Inspiriert von Bunuels Filmtitel "Der andalusische Hund" reist er mit dem Zug nach Cabo de Gata - laut Reiseführer ein romantischer Ort, der südlichste unter der Sonne Andalusiens.
Nun findet er nicht das, was er gesucht hat, bleibt aber dennoch viele Monate dort, macht Erfahrungen ganz anderer Art, wie die Schönheit einsamer Strandspaziergänge. Oder (und das ist das einfühlsamste Kapitel), wie wundervoll es sein kann, sich zaghaft das Vertrauen einer wilden Katze zu erwerben. Und sie dann auch wieder ziehen zu lassen! Genauso, wie seine Idee, den großen Roman zu schreiben. Plötzlich ist der Roman nicht mehr wichtig.

Ein stilles, in der Sprache sehr verknapptes und doch ganz reiches Buch über das Leben, über Fernweh und über Loslassen. Eugen Ruge erzählt, wie es war - damals.

Dienstag, 11. Juni 2013

Eugen Ruge, Cabo de Gata

Große Freude!!!
Von Eugen Ruge, der für seinen Roman "In Zeiten des abnehmenden Lichts"  den Deutschen Buchpreis 2011 gewonnen hat, gibt es jetzt neuen Lesestoff.
Eine Novelle, die er zwischen November 2011 und August 2012 geschrieben hat.

Cabo de Gata - ein Ort mit einem geheimnisvollen Namen - liegt in Andalusien.
Werde schnellstmöglich lesen. Bin super gespannt......

"Gold" - großartiger Roman über Freundschaft und Radfahren

Dieser Roman lohnt sich ganz besonders als Hörbuch, gelesen von Britta Steffenhagen. Sehr einfühlsam und gleichzeitig mit viel Spannung wird die Geschichte zweier Freundinnen in London erzählt, die leidenschaftlich gern Radrennen fahren.
Ein entscheidender Zweikampf im Velodrom ist so atemberaubend spannend erzählt, dass ich hier mal eine kleine Leseprobe geben möchte:

"Der schrille Laut schoß durch ihre Wirbelsäule. Die Pfeife setzte das Leben frei. Sie trat in die Pedale, noch bevor ihr Gehirn den Schuss gehört hatte...Inzwischen schlug ihr Herz 140 mal in der Minute, und ihre Verdauung war abgeschaltet, um Energie zu sparen. Zorn verwandelte sich in Muskelbrennen..."

Doch ist dies kein Roman nur über Radrennen, denn es geht auch viel um die Freundschaft von Zoe und Kate sowie um Familie. Denn Kate ist nicht nur verheiratet, sie hat eine kleine Tochter, Sophie. Und Sophie ist krank. Im Gegensatz zu Kate ist Zoe die coole Singlefrau, manchmal verletzend in ihrer Art, immer auch sehr hart mit sich selbst. Einem "Marathon des Elternlebens und der Pflege eines kranken Kindes" wäre sie allerdings nicht gewachsen.
Diese Wechsel zwischen den Kämpfen im Velodrom und liebevollen Familienszenen hat Cleave wirklich großartig inszeniert. Für mich sein bester Roman.
Für alle, die wirklich gut erzählte Geschichten über Liebe, Freundschaft und  - ja, eben auch Radrennen mögen.

Samstag, 8. Juni 2013

Kein Sommer ohne Elin Hilderbrand

Endlich erscheint am 11.06.2013 im Berlin Verlag
die Taschenbuchausgabe von "Inselglück" (im Original "Silver girl"). Ein Roman, der einen packt und nicht mehr loslässt!

Meredith hat bisher ein glitzerndes und unbeschwertes Leben an der Seite eines berühmten Fondanlegers geführt. Als er wegen millionenfachen Anlagenbetruges verhaftet wird und lebenslänglich bekommt, verliert sie von einer Minute zur anderen alles. Fast alles - denn da ist ihre Freundin Connie aus alten Zeiten, welche sie in einer spektakulären Rettungsaktion aus ihrer Wohnung in der Fifth Avenue heraus holt.
Was umso besonderer ist, da beide Freundinnen seit drei Jahren kein Wort mehr miteinander geredet hatten.
Nun fahren sie nach Nantucket, Massachusetts, wo Connie in einem von Einsamkeit umhüllten Haus mit Blick aufs Meer lebt.

Es wird dies ein Sommer voller Erinnerungen, Vergebung und auch Neubeginn.
Die endgültige Versöhnung beider Freundinnen findet beim Kochen statt (ein schönes Bild).
Ganz spannend ist die Entwicklung, welche Meredith in diesen Wochen auf Nantucket durchlebt, wie sie zu ihrer ursprünglichen Power zurück findet und ihr altes Leben hinter sich lässt.
Jeder kann in diesem Roman etwas finden, was berührt oder packt.
Wer - genau wie Meredith - Mut und Lust hat, etwas Altes hinter sich zu lassen, dem kann man "Inselglück" einfach sehr ans Herz legen.

Freitag, 7. Juni 2013

True story: "Julie & Julia"

                                             
Nichts geht über eine gute Buchverfilmung, besonders wenn diese auf einer "true story" basiert, wie in "Julie & Julia"
(Drehbuch und Regie Nora Ephron).
Und wenn man den ganzen Tag gelesen hat, darf es am Abend auch mal eine DVD sein....

Über die Liebe, das Schreiben, das Kochen und noch ein paar Dinge mehr erzählt diese bezaubernde Story. Beide Frauen haben unglaublich charmante, witzige und sehr großzügige Männer an ihrer Seite, mit deren Unterstützung Julia und Julie kochen und schreiben. Und sich dabei ganz wunderbar verändern.
Ich liebe diesen Film, allein für solche Sequenzen:
Julia hämmert ihre berühmten französischen Kochrezepte in die Schreibmaschine.
Julie tippt ihre neuesten Infos für ihren Blog in ihr Laptop - so zeigen großartige Filmschnitte immer im Wechsel Meryl Streep als Julia Child in den 50/60er Jahren und Amy Adams als Julie Powell in den Jahren 2002/2003.

Donnerstag, 6. Juni 2013

"Kornblumenblau" von Schünemann und Volic

Großartiger Krimi mit politischem Hintergrund.
Im heutigen Belgrad werden zwei serbische Soldaten getötet, was zuerst nach Doppelselbstmord aussieht.
Doch entdeckt die Ermittlerin Milena, dass es nur Mord gewesen sein kann. Sie beginnt, zu recherchieren, Leute zu befragen.
Ein weiterer Mord geschieht, Milena selbst gerät in  höchste Gefahr.
Für alle, die Krimis mit psychologischer Tiefe und ein bißchen Flair (in diesem Falle: Belgrad) mögen, ist dies ein unbedingter Lesetipp.
Mehr Infos auf der Website vom Diogenes Verlag

http://www.diogenes-verlag.de/leser/autoren/a-z/s/schuenemann__volic/buecher

Gerade wieder gelesen: Anthony McCarten, Der Englische Harem


Der Roman spielt in London
und erzählt die Geschichte des Mädchens Tracy,
das nicht nur den persischen Restaurantbesitzer Sam,
sondern mit ihm auch seine ziemlich exotische Familie kennen und lieben lernt.

Es ist schön, zu erleben, wie Tracy sich verändert, weiblicher wird und selbstbewusster.

Ein großartiger Roman über Toleranz, Großzügigkeit und eher unkonventionelle Lebensweisen.